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WSI-Forscher sehen finanzielle Anreize für Überstunden kritisch
WSI-Forscher sehen finanzielle Anreize für Überstunden kritisch / Foto: Ina FASSBENDER - AFP/Archiv

WSI-Forscher sehen finanzielle Anreize für Überstunden kritisch

Forschende sehen einige Maßnahmen der Wachstumsinitiative der Ampel-Regierung kritisch, etwa finanzielle Anreize für Überstunden. Eine Ausweitung der Erwerbsarbeitszeit könne die Fehlzeiten erhöhen und gesundheitliche Probleme verstärken, erklärte das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der Düsseldorfer Hans-Böckler-Stiftung am Montag. Zudem könne ein solches System die Vereinbarkeit von Familie und Beruf weiter einschränken.

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Die Wachstumsinitiative ebenso wie andere politische Forderungen nach längeren Arbeitszeiten ignorierten die Existenz unbezahlter Arbeit, die überwiegend von Frauen geleistet wird, erklärte Yvonne Lott vom WSI. Sehr viele qualifizierte Frauen in Deutschland, besonders Mütter, arbeiteten in Teilzeit. Erwerbstätige Frauen investierten durchschnittlich acht Stunden mehr pro Woche in unbezahlte Arbeit als Männer und arbeiten dem WSI zufolge insgesamt eine Stunde pro Woche länger.

Die geplanten Maßnahmen verschärften das Problem, sodass sich Frauen noch häufiger gegen Jobs mit dann weiter erhöhten Arbeitszeiten entscheiden und sich noch mehr aus dem Arbeitsmarkt zurückziehen dürften. Arbeiteten hingegen vollzeitbeschäftigte Männer länger im Beruf, bleibe ihnen noch weniger Zeit für Kinderbetreuung und Hausarbeit, erklärten die Forschenden des WSI der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung.

Maßnahmen zur Stärkung der Frauenerwerbsarbeit in der Wachstumsinitiative bewertete Lott indes als "völlig unzureichend". Die Abschaffung der Steuerklassen III und V sei "zwar löblich, aber nicht ausreichend, wenn die geplanten Maßnahmen gleichzeitig drohen, die Erwerbsarbeitszeiten vor allem von Männern zu verlängern und damit Geschlechterungleichheiten zu verschärfen".

Eine Verbesserung des Angebots an Kita-Plätzen, wie sie die Wachstumsinitiative ebenfalls vorsieht, könne ohne eine finanzielle Aufwertung der sozialen Dienstleistungsberufe, eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen und differenzierte Lohn- und Karrierewege nicht erreicht werden.

Lange Arbeitszeiten führten zudem zu mehr krankheitsbedingten Ausfällen, erhöhter Fehleranfälligkeit und größeren Unfallrisiken, erklärten die Forschenden. Zusätzlich verringerten sie die Zeit, um sich ausreichend vom Job zu regenerieren. Das habe "negative Folgen für die physische und psychische Gesundheit und das Wohlbefinden". Bereits heute seien die Fehlzeiten auf dem deutschen Arbeitsmarkt hoch und in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen.

Mit der Wachstumsinitiative will die Bundesregierung der Wirtschaft in Deutschland nach eigenen Angaben "schnell zusätzliche Impulse" für eine neue Dynamik geben. Sie umfasst insgesamt 49 Maßnahmen in unterschiedlichen Bereichen.

M.Anderson--CPN