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Deutsche Wirtschaft schrumpft im vierten Quartal - Stagnation im Euroraum
Deutschlands Wirtschaft ist auch im letzten Quartal des vergangenen Jahres geschrumpft. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) sank im Vergleich zum Vorquartal um 0,2 Prozent und damit etwas stärker als erwartet, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Donnerstag mitteilte. Im Gesamtjahr 2024 ging das BIP demnach preisbereinigt ebenfalls um 0,2 Prozent zurück. Es ist das zweite Rezessionsjahr in Folge. Ökonomen sehen keine Hinweise auf eine baldige Trendwende.
Nach vorläufigen Erkenntnissen stiegen die privaten und staatlichen Konsumausgaben im vierten Quartal zwar an, die Exporte waren aber deutlich niedriger als im Vorquartal, wie das Statistikamt weiter mitteilte. "Damit beendete die deutsche Wirtschaft das von konjunkturellen wie strukturellen Herausforderungen geprägte Jahr 2024 im Minus."
Im Vergleich zum Vorjahr sank das BIP im vierten Quartal preisbereinigt um 0,4 Prozent. Preis- und kalenderbereinigt war der Rückgang den Angaben zufolge geringer, da 2024 ein Arbeitstag weniger zur Verfügung stand. Ausführliche Ergebnisse für das vierte Quartal veröffentlicht das Statistikamt am 25. Februar.
Im Gesamtjahr 2024 ging das BIP nach Angaben des Statistikamts preisbereinigt um 0,2 Prozent zurück; die Behörde bestätigte damit ihre erste Schätzung für das Jahresergebnis von Mitte Januar. Deutschland verzeichnet damit das zweite Rezessionsjahr in Folge. Zuletzt war das BIP vor mehr als 20 Jahren - 2002 und 2003 - in zwei aufeinanderfolgenden Jahren geschrumpft.
Die Konjunkturflaute in Deutschland drückte zusammen mit der schwächelnden Wirtschaft in Frankreich auch auf das Wachstum im Euroraum und in der EU. Die Wirtschaft im Euroraum stagnierte im letzten Quartal 2024, wie das EU-Statistikamt Eurostat mitteilte. In den 27 EU-Ländern wuchs das BIP demnach insgesamt leicht um 0,1 Prozent. Über das gesamte Jahr rechnen die Statistiker EU-weit mit einen Zuwachs von 0,8 Prozent und einem Plus von 0,7 Prozent im Euroraum.
Die deutsche Wirtschaft sei in einer "hartnäckigen Stagnation gefangen" und es gebe bislang "keinerlei Erholungszeichen", erklärte der wissenschaftliche Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung, Sebastian Dullien. Die Bundesregierung hat ihre Prognose für das Wirtschaftswachstum für 2025 am Mittwoch von zuvor 1,1 auf 0,3 Prozent abgesenkt.
Die deutsche Wirtschaft steht nach Einschätzung von Dullien vor enormen Herausforderungen: "Die aggressive Industriepolitik Chinas setzt dem Export zu, gleichzeitig sind die Energiepreise durch die russische Invasion in der Ukraine weiter hoch." Zudem dämpften derzeit die "Unsicherheit durch die anstehende Bundestagswahl" und die Drohungen von US-Präsident Donald Trump mit neuen Zöllen die Stimmung der Unternehmen.
Im Gegensatz zu den frühen 2000er Jahren, als vor allem die hohe Arbeitslosigkeit und der "starre Arbeitsmarkt" der Wirtschaft zu schaffen machten, seien die aktuellen Probleme "viel vielfältiger und daher noch schwieriger zu lösen als vor 20 Jahren", erklärte auch der ING-Analyst Carsten Brzeski.
"Die deutsche Wirtschaft startet geschwächt in Trumps zweite Amtszeit", erklärte der Konjunkturexperte Nils Jannsen vom Institut für Wirtschaftsforschung (IfW) Kiel. "International läuft die deutsche Wirtschaft derzeit der Musik hinterher. Rückschläge aufgrund von neuen Zöllen oder geopolitischen Spannungen wären für Deutschland angesichts der ohnehin schwachen Wirtschaftslage schmerzhafter als für viele andere Länder."
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sprach sich angesichts der anhaltenden Konjunkturflaute für eine Lockerung der Schuldenbremse aus. "Wir haben in den letzten drei Jahren fiskalpolitisch keine Wachstumsimpulse gesetzt", sage er. Die "Rigidität der Schuldenbremse" müsse "strukturell hinterfragt" werden.
"Dass der Haushalt in den Jahren der großen Koalition ausgeglichen war, heißt nicht, dass keine Schulden gemacht wurden", führte der Minister aus. Diese Schulden seien nur nicht im Haushalt aufgetaucht, mittlerweile aber "überall zu besichtigen im Land: bei den verspäteten Bahnen, bei den bröselnden Brücken, bei den nicht sanierten Schulen".
M.Davis--CPN