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Touristik- und Reisebranche trotzt der Krise
Der Touristik- und Reisebranche geht es angesichts der schlechten Stimmung in der Gesamtwirtschaft verhältnismäßig gut: Die Ausgaben deutscher Verbraucher beim Buchen von Urlaubsreisen erreichten laut dem Deutschen Reiseverband 2024 einen neuen Höchststand. Für die anstehende Urlaubssaison werden mehr touristische Flüge angeboten denn je. Die allgemein eher schlechte Verbraucherstimmung hinterlässt jedoch auch Spuren - so steigt die Nachfrage besonders bei günstigen Reisezielen und während der Reise sind Verbraucher bei weiteren Ausgaben zurückhaltender.
Insgesamt wurden im vergangenen Jahr Reisen für 83,4 Milliarden Euro gebucht, wie das Marktforschungsinstitut Yougov im Auftrag des Deutschen Reiseverbands (DRV) ermittelte. Im Vergleich zum Vorjahr waren das 5,6 Prozent mehr. Besonders stark nachgefragt waren demnach Auslands- und Fernreisen sowie Kreuzfahrten. Die Ergebnisse wurden am Montag zum Auftakt der Reisefachmesse ITB in Berlin vorgestellt.
Die Ausgaben für die Buchung von Pauschal- und sogenannten Bausteinreisen stiegen um sieben Prozent auf 40 Milliarden Euro. Damit entfiel knapp die Hälfte der Buchungskosten auf den Bereich des organisierten Reisens. Die Ausgaben für Fluss- und Hochseekreuzfahrten stiegen um fünf Prozent auf 6,3 Milliarden Euro. Bei selbst organisierten Reisen gab es einen Anstieg um vier Prozent.
Die Gesamtausgaben deutscher Verbraucher für mehrtägige Urlaubs- und Privatreisen stiegen um 3,7 Prozent auf fast 115 Milliarden Euro. Darin enthalten sind auch die Ausgaben im Zielgebiet und für dortige Reiseleistungen wie etwa Ausflüge - hier sparen den Angaben nach die Verbraucher besonders häufig.
"Gerade in diesen sehr herausfordernden Zeiten spielt der Urlaub eine ganz besondere Rolle", erklärte DRV-Präsident Norbert Fiebig. "Auch wenn die Konsumneigung insgesamt rückläufig ist, erfüllen sich die Menschen ihre Reisewünsche und sparen lieber bei anderen Ausgaben." Damit einher geht laut Fiebig auch der Trend zur "gut abgesicherten, klassischen Pauschalreise".
Das gesteigerte Sicherheitsbedürfnis spiegelt sich auch in einer ADAC-Umfrage zum Reiseverhalten wider: Demnach spielt die unkomplizierte Anreise in den Urlaub für Reisende aus Deutschland eine zentrale Rolle bei der Buchung. 74 Prozent der Befragten nannten dies als wichtiges Kriterium. Erst dahinter folgen Wünsche nach einer intakten Natur (58 Prozent) oder einer günstigen Reise (48 Prozent).
Dass das Geld bei vielen Verbrauchern "nicht mehr ganz so locker" sitze, zeige sich auch bei der Wahl der Reiseziele, führte DRV-Chef Fiebig aus. Demnach stieg die Nachfrage insbesondere für traditionell preisgünstigere Ziele wie Tunesien, Bulgarien und Ägypten.
Von der Tendenz hin zu mehr Auslandsreisen profitiert auch der Flugverkehr. Im anstehenden Sommer werden laut einer Studie des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) 3,3 Prozent mehr touristische Flüge angeboten als im Vorjahr. Im Vergleich zu vor der Corona-Pandemie beträgt der Anstieg sogar 5,8 Prozent, während der Flugverkehr insgesamt immer noch 18 Prozent unter dem Niveau vor der Vor-Krisen-Niveau liegt.
Das Wachstum bei touristischen Flügen kommt laut DLR besonders kleineren Flughäfen wie Memmingen oder Weeze zugute. Große Drehkreuze wie Frankfurt am Main oder München verzeichneten hingegen nur eine "moderate" Zunahme.
Die allermeisten Flüge ab Deutschland haben ein Ziel in Europa. In diesem Sommer wird der Anteil knapp 89 Prozent betragen, so das DLR. Beliebte Urlaubsländer bleiben Spanien, die Türkei, Italien und Griechenland. Bulgarien und Rumänien verzeichnen demnach überdurchschnittliche Wachstumsraten.
D.Goldberg--CPN